Ich krieche durch Rohre, stehe ich riesigen Räumen und bin fasziniert von all der Technik, eine ganz besondere Fototour in dem vielleicht sichersten Kernkraftwerk, welches man sich nur denken kann. Es ist nicht ein Lost Place im klassischen Sinne, aber die größte Investitionsruine der Republik Österreich, das nie in Betrieb gegangene Atomkraftwerk Zwentendorf, Niederösterreich.

Am 4. April 1972 wurde mit dem Bau des Siedewasserreaktors mit einer Nettoleistung von rund 732 Megawatt begonnen, bis zur seiner Fertigstellung 1976 sollte er 5,2 Milliarden Schilling, nach heutiger Rechnung ca. 1.4 bis 1.6 Milliarden Euro, kosten.  

Ab dem Jahr 1975 regte sich massiver Widerstand in der Bevölkerung und es kam zu Protesten von Umwelt- und Friedensaktivisten. Am 5. November 1978 führte die Regierung um Kanzler Bruno Kreisky kurz vor Inbetriebnahme dieses AKW eine Volksabstimmung durch, 50,47 Prozent der Bevölkerung Österreichers (Wahlbeteiligung von 64,1 %) lehnten eine Inbetriebnahme AKW Zwentendorf ab, das bereits fertig mit Brennstäben ausgestattete AKW war damit Geschichte.

Der Siedewasserreaktor liegt fortan über Jahrzehnte still, diente gelegentlich als Ersatzteilspender für eines der drei baugleichen deutschen Kernkraftwerke Isar 1, Brunsbüttel oder Philippsburg 1, diese drei wurden 2011 stillgelegt, oder als Trainingszentrum für ausländische Mitarbeiter anderer Atomkraftwerke.